Auf der diesjährigen Biennale in Venedig stellte Anna Jermolaewa unter anderem aus Röntgenbildern gefertigte Schallplatten aus. Zur Zeit der Sowjetunion war der Besitz und der Handel mit Aufnahmen westlicher Popgruppen verboten. Findige Techniker schafften es, die gesuchten Aufnahmen auf alte Röntgenaufnahmen zu pressen, die sie aus Containern vor den Spitälern fischten. An der Biennale waren Platten zu sehen, unregelmässig runde Scheiben mit Rippenbögen, Schädeln und anderen Knochen. So hiessen diese Aufnahmen damals auch „ribs“ oder „music on bones“. Bis zum Aufkommen der Musikkassette wurden sie auf dem Schwarzmarkt getauscht. Leider können wir hier aus urheberrechtlichen Gründen keine Foto zeigen. Die Röntgenbilder, die Musik spielen, erinnern mich an Postangestellte, Sachbearbeiter oder Bäuerinnen, die für den Glauben an den einen Gott stehen, der Himmel und Erde gemacht hat. Wir werden nicht zweckentfremdet, im Gegenteil: Gott erweitert unsere Reichweite mit ungeahnten Fähigkeiten.